Wer sich für Mitteleuropa und vor allem Geschichte Böhmens, Sprache und Identität interessiert – oder einfach Lust auf inspirierende Begegnungen mit interessanten Menschen hat – sollte den Arbeitskreis Sudetendeutscher Akademiker e. V. (ASA) kennenlernen.
Ich selbst durfte im Rahmen der traditionellen Winterwoche auf dem Heiligenhof über meine Dissertation zum Thema „Deutsch als Heritage Language im Riesengebirge“ sprechen – und bin noch immer berührt von der Offenheit, dem Interesse und dem Austausch, der daraus entstanden ist.
Was ist der ASA?
Der ASA ist ein über Jahrzehnte gewachsenes Netzwerk von Akademikern und Studierenden mit Interesse an der Kultur und Geschichte der Sudetendeutschen. Doch es geht längst nicht nur um die Vergangenheit. Der ASA ist ein Ort, an dem man aktuelle Fragen stellen kann – zu Europa, Identität, Sprache, Migration, Bildung. Er vereint wissenschaftlichen Austausch mit persönlicher Verbundenheit, politischer Wachheit mit Kulturpflege, und er bietet allen Menschen die Möglichkeit, sich einzubringen, auszuprobieren, dazuzulernen.
Die Winterwoche: Silvester einmal anders
Mein Vortrag war Teil der ASA-Winterwoche, die jedes Jahr zwischen Weihnachten und Neujahr im Bildungshaus „Der Heiligenhof“ in Bad Kissingen stattfindet. Es ist schwer zu beschreiben, was für eine besondere Atmosphäre dort herrscht: Menschen verschiedener Generationen, intensive Gespräche bei Kaffee und Kuchen, Vorträge, Musik. Abends saßen wir zusammen, hörten Geschichten, lachten, diskutierten.
Dass ich dabei mein Thema präsentieren durfte, war für mich persönlich ein Highlight. Ich bin sehr dankbar, dass mir dieses Vertrauen geschenkt wurde – und dass ein so engagiertes, offenes und kenntnisreiches Publikum zugehört und mitgedacht hat. In meinem Vortrag ging es um Familiensprachen, Minderheitenidentitäten und das Ringen zwischen „Retten oder Loslassen“ von sprachlichem Erbe. Die anschließenden Gespräche mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern haben mir noch einmal gezeigt, wie viele persönliche Geschichten sich hinter diesen Themen verbergen.
Ein Verein mit Geschichte – und Zukunft
Der ASA wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, um sudetendeutschen Akademikern eine Plattform zu geben. Heute richtet sich der Blick ebenso in die Zukunft. Neben der Winterwoche organisiert der ASA jährlich ein Herbstseminar, beteiligt sich mit wissenschaftlichen Vorträgen am Sudetendeutschen Tag (Pfingsten), veranstaltet Studienfahrten nach Böhmen und Mähren, und veröffentlicht den Literaturspiegel, eine Zeitschrift mit Beiträgen zur Kultur, Erinnerung und Gegenwart Mitteleuropas.
Der Austausch steht dabei im Mittelpunkt: zwischen Generationen, Disziplinen, Ländern. Historikerinnen treffen auf Lehrer, Ingenieurinnen auf Sprachwissenschaftler, Studierende auf Zeitzeugen. Wer möchte, kann sich mit einem eigenen Beitrag beteiligen – sei es als Referentin, mit einem Reisebericht oder durch aktive Mitgestaltung des Programms.
Warum das auch für Studierende spannend ist
Für junge Leute ist ASA viel mehr als ein Heimatverein. Hier kannst du…
- Vortragen, was dich bewegt – sei es deine Bachelorarbeit, ein persönliches Projekt oder ein Gedicht.
- Mit Menschen in Kontakt kommen, die ähnliche Interessen haben, aber ganz unterschiedliche Erfahrungen mitbringen.
- Mitdiskutieren, Fragen stellen, inspirierende Impulse bekommen.
- Studienfahrten mitgestalten, an denen nicht nur Orte, sondern auch Geschichten lebendig werden.
- Mitgestalten, statt nur zuzuschauen – ASA lebt vom Engagement der Mitglieder, auch der jungen!
Die Mitgliedschaft ist übrigens günstig (15 € im Jahr), und viele Veranstaltungen sind auch für Gäste offen. Der Vorstand ist offen, zugänglich und freut sich über jede neue Stimme.
Was kommt als Nächstes?
Für 2025 plant ASA u. a. die Mitwirkung am Sudetendeutschen Tag in Regensburg, eine Studienfahrt nach Nordböhmen, und ein Herbstseminar in Bad Kissingen. Und natürlich wird es wieder eine Winterwoche mit Silvesterfeier geben – ein idealer Einstieg für alle, die den ASA kennenlernen möchten.
Die Veranstaltungen sind nicht exklusiv für Sudetendeutsche. Wer sich für mitteleuropäische Geschichte, für Minderheitenfragen oder einfach für kluge Gespräche in angenehmer Atmosphäre interessiert, ist herzlich willkommen.
Mein Fazit
Ich bin dankbar, dass ich auf den ASA gestoßen bin – durch Zufall. Heute denke ich: Es war eine der besten Begegnungen. Nicht nur wegen der Fachlichkeit, sondern wegen der Menschen. Und weil ich erleben durfte, dass Geschichte kein musealer Gegenstand ist, sondern etwas, das in Gesprächen, Stimmen und Erfahrungen weiterlebt.
Ich wünsche mir, dass mehr junge Leute den Weg zum ASA finden. Es lohnt sich. Fürs Herz, fürs Hirn – und vielleicht auch für ein neues Kapitel der eigenen Geschichte.
Mehr Infos, Termine und Kontaktmöglichkeiten unter:
Original Warum der ASA genau der richtige Ort für junge Akademiker ist – www.henryertner.com
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